Katastrophenschutz übt den Ernstfall / 120 Einsatzkräfte vor Ort
Radolfzell. Unzählige Blaulichtfahrzeuge der sogenannten weißen Hilfskräfte fanden sich am gestrigen Samstag, 3. Februar am ehemaligen Radolfzeller Krankenhaus ein. Eine alte Fliegerbombe aus dem Weltkrieg drohe zu detonieren, nachdem sie bei Baggerarbeiten angebaggert worden sei, so die Annahme. Strom und Telefon sind ausgefallen. Alle Stationen inklusive der Intensivstation müssen bis 10.30 Uhr evakuiert werden. Das ist zum Glück dieses mal kein Realfall, sondern die geplante, große Katastrophenschutzübung bei dem der DRK Kreisverband Konstanz gemeinsam mit vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfern und der unteren Katastrophenschutzbehörde im Landkreis im Einsatz war.
Rund 130 Einsatzkräfte der DRK Ortsvereine aus dem Landkreis, des Rettungsdienstes, des Klinikums und der weiteren Hilfsorganisationen probten die Evakuierung eines Krankenhauses, was im laufenden Betriebs eines Krankenhauses kaum möglich ist. Dafür standen rund 40 Mimen bereit, die verschiedene Krankenhauspatienten spielten. „Ob gehfähig, bettlägrig, dement, beatmungspflichtig, Kinder oder sogar isolationspflichtige Patienten – wir versuchen alle Situationen einer Klinik darzustellen und die Rettung zu üben,“ fasste der leitende Notarzt Dr. Michael Bentele zusammen. Mit den entsprechenden Rettungsmitteln wurde zudem ein Transport in die Mettnauhalle organisiert. „Hier bauen wir im Rahmen des Einsatzszenarios einen sogenannten Behandlungsplatz 25 auf. Das heißt 25 Patienten pro Stunde können behandelt werden“, erläuterte Philipp Karrer, Katastrophenschutzbeauftragter und Kreisbereitschaftsleiter des DRK. Zur Unterstützung wurde eine Einsatzeinheit aus Tuttlingen hinzugezogen, was im Realfall ebenfalls nötig wäre. „Nach der Behandlung würden die Patienten im Ernstfall dann in Kliniken im Umkreis verlegt“, so Karrer.
„Diese Übungen sind von größter Wichtigkeit und zeigen, ob das Material noch einsatzklar ist und alle Helfer wissen, was zu tun ist“, erläutert DRK Kreisvorsitzender und Landrat a.D. Frank Hämmerle den anwesenden Übungsbeobachtern, wie unter anderem Landrat Zeno Danner, der sich ebenfalls einen Eindruck von der Arbeit der Hilfskräfte machte. Der Katastrophenschutz hat lange ein Schattendasein in der Wahrnehmung der Menschen geführt. Erst die aktuellen Kriege oder die Lage im Ahrtal sorge für Aufmerksamkeit, so Hämmerle. „Und eines ist sicher!“, merkte er mit Blick auf die anwesende SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Lina Seitzl an, „es ist die Aufgabe der Politik hier für bessere Bedingungen zu sorgen. Den ohne gute Ausrüstung und vor allem die Gleichstellung der Helfer, werden wir in Zukunft Schwierigkeiten haben, die vielen ehrenamtlichen Helfer zu motivieren.“ Und ohne diese großartigen Menschen würde der Katastrophenschutz im Landkreis nicht funktionieren, bedankte sich Hämmerle bei den anwesenden Helfern.
Den Ernstfall probten 120 Einsatzkräfte am ehemaligen Krankenhaus in Radolfzell. Dafür wurden rund 40 Mimen als Patienten eingesetzt.